Georgien steht vor einer entscheidenden Weichenstellung in seiner Energiepolitik. Wie aus dem aktuellen Newsletter des German Economic Team (GET) hervorgeht, kann der Stromsektor des Landes derzeit die inländische Nachfrage nicht vollständig decken. Insbesondere die hohe Abhängigkeit von Wasserkraft im Sommer und von Wärmekraftwerken sowie Stromimporten im Winter stellt eine zentrale Herausforderung dar.
Mit rund 74 Prozent der gesamten Stromerzeugung dominiert Wasserkraft das Energiesystem. Allerdings fehlt es ihr an Flexibilität, um die Versorgung im Winter zu gewährleisten. Die Wärmekraftwerke, die rund 26 Prozent der Gesamtleistung ausmachen, sind wiederum auf importiertes Gas angewiesen. Um die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren, plant die Regierung daher den Ausbau der Wasserkraftwerke, um überschüssige Energie im Sommer exportieren und so Winterimporte ausgleichen zu können.
Parallel dazu soll die Netzanbindung ins Ausland erheblich ausgebaut werden. Bis 2034 ist eine Erweiterung der Übertragungskapazitäten von derzeit 3.420 Megawatt auf 5.350 Megawatt vorgesehen. Ob diese ambitionierten Pläne jedoch fristgerecht umgesetzt werden können, bleibt ungewiss. Ein weiteres Großprojekt ist ein Unterseekabel nach Rumänien, dessen Kosten auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Experten des GET hatten bereits zuvor Zweifel an der Wirtschaftlichkeit geäußert – Bedenken, die nun durch eine Machbarkeitsstudie der georgischen Netzgesellschaft GSE untermauert wurden.
Trotz dieser Unsicherheiten verfolgt die georgische Regierung das Ziel, sich als regionaler Stromakteur zu etablieren. Neben dem Ausbau von Erzeugungs- und Übertragungskapazitäten setzt das Land auf erneuerbare Energieauktionen und die Anpassung des Strommarktes an EU-Standards. Dabei spielen internationale Partnerschaften, wie jene mit Deutschland über die KfW-Bank, eine Schlüsselrolle. Doch für den Erfolg dieser Pläne braucht es nicht nur Investitionen und eine effizientere Projektumsetzung, sondern auch ein stabiles wirtschaftliches und regulatorisches Umfeld.
Ob Georgien diesen Wandel erfolgreich meistern kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist jedoch: Ohne internationale Zusammenarbeit und strategische Planung wird das Land seine ambitionierten Energieziele kaum erreichen.
Quelle: German Economic Team